Die Maschinen müssen Samba tanzen

Im Münchner Norden arbeitet ein Ladenbauer auf hohem technischen Niveau: Als Spezialist für hochwertige Maßmöbel und Ladenbauten im Bereich Premiumkosmetik, hat sich das Fitting Team europaweit einen Namen gemacht. Zu den Kunden gehören fast alle Kosmetikkonzerne und ihre Luxusmarken. „Wir sind Lieferant für eine Branche, in der edle Oberflächen und makellose Looks Standard sind“, sagt Geschäftsführer Christian Bauer. „Deshalb müssen wir bei jedem Stück aus unserer Werkstatt Qualität und Präzision sicherstellen, dabei verschiedene Materialien kombinieren und Licht- und Medientechnik integrieren.“ Nicht nur unterscheiden sich die Designanforderungen der Hersteller und Marken – auch die räumlichen Gegebenheiten ändern sich von Auftrag zu Auftrag. „Wir produzieren immer exklusive Einzelstücke, die aber in Serie“, sagt Bauer.

Komplexe Produktion vernetzen

Dass sich das Fitting Team bei einer derart spezialisierten und komplexen Produktion auf moderne Technologie stützt, versteht sich von selbst. Unter dem Dach der Fertigungshalle im Münchner Stadtteil Am Hart findet sich herkömmliche Holztechnik neben Laser Cutter, CNC-Maschinen und automatisierte Lagerhaltung neben Lackiererei. Und im Bürogebäude nebenan sitzt die Arbeitsvorbereitung und plant und zeichnet neue Möbel und Werkstücke. Die CAD-Entwerfer und Planer des Shopdesigners arbeiten aber auch von zu Hause aus – und das nicht immer in Oberbayern, sondern beispielsweise auch in Schleswig-Holstein.

Ein Dirigent für alle Maschinen

Damit in dieser Prozesslandschaft Menschen, IT-Systeme und Maschinenpark miteinander kommunizieren können, bedarf es eines Dirigenten, der Planung und Fertigung, Design und Produktion harmonisch verbindet. Ein solcher Dirigent muss den kreativen Input umsetzen und an alle CNC-Maschinen weitergeben. Selbstverständlich muss er die Potenziale aller Maschinen ausschöpfen und zugleich nicht-standardisierte Bearbeitungsschritte ermöglichen. Denn beim Bau so individueller Möbel wie der vom Fitting Team dürfen die Maschinen nicht einfach nur marschieren – sie müssen auch mal Samba tanzen.

NC-HOPS kann auch Schreiner

Mit der maschinenunabhängigen CAM-Software NC-HOPS haben die Münchner Ladenbauer genau diesen Dirigenten gefunden. Sie ist eine flexible Schnittstelle zwischen Konstruktion und Produktion. „Jede CAD-Software kann Design, jede Maschinensoftware bekommt Programme auf die Maschine, aber wir können auch Schreiner“, sagt Franz Xaver Völkl, Geschäftsführer von Direkt CNC-Systeme, dem Entwickler von NC-HOPS. Gemeint ist, dass sich NC-HOPS an der realen Bearbeitung eines Werkstücks orientiert und Arbeitsschritte und Daten automatisch auf die Maschine bringt – unabhängig von Fabrikat oder Maschinentyp. NC-HOPS nennt das maschinenneutrale Werkstückbeschreibung: Der Schreiner kann auch dann wie ein Schreiner denken und zeichnen, wenn er am Computer sitzt, die Programmiersprache der Maschine muss er also nicht kennen. Das motiviere auch das Personal, bemerkt Bauer.

Produktions-Knowhow für die Praxis

Der Ansatz von NC-HOPS erklärt sich aus der Geschichte seines in Alfdorf-Bonholz ansässigen Herstellers: „Wir kommen nicht vom Büro zur Maschine“, erläutert Völkl, „uns hat die Werkstatt zur Software geführt. Wir versuchen, in der Software die volle Maschinenperformance widerzuspiegeln und so die Konstruktionsmöglichkeiten zu erweitern.“ Beispielsweise können Anwender mit NC-HOPS auch Maschinentisch und Spannmittel auf der Maschine dynamisch ansteuern. Der Fokus auf die Fertigung zeigt sich unter anderem daran, dass bei Direkt CNC-Systeme neun Entwickler mit neun Technikern zusammenarbeiten. Zudem ist bei dem schwäbischen Softwarehersteller immer mindestens eine CNC in Betrieb, um Lösungen zu verbessern und neue Entwicklungen zu testen.

Aktuell bis auf den Maschinentisch

Ein weiterer Vorteil von NC-HOPS: Kleinere Änderungen können auch dann erfolgen, wenn die Arbeit bereits vorbereitet ist. Denn mit der Software lässt sich jedes Teil aktualisieren, bis es auf der Maschine aufliegt. Ist z.B. die gelieferte Charge eines Beschlags nicht maßgenau, kann der Maschinenführer das direkt am Terminal der CNC anpassen, er muss also das Teil nicht aufwändig in der CAD neu erstellen. In der Produktion großer Stückzahlen verringert das die Rüstzeiten und verhindert, dass die Maschine länger stillsteht.

Update-Fähigkeit bewahrt Schätze

NC-HOPS ist darüber hinaus ein lernendes System: Es hinterlegt wiederkehrende Arbeitsabläufe und Standardbauteile in einer Bibliothek und wächst so in die Produktion hinein. Statt Produktionsabläufe durch vordefinierte Routinen zu prägen, erhält und erweitert NC-HOPS also die Freiheit, kreative Lösungen zu finden. Weil es an neuen Aufgaben wächst, eignet sich NC-HOPS für den gesamten Mittelstand, der CNC-Technologie einsetzt. Als langfristiger Partner für seine Kunden legt Direkt CNC-Systeme außerdem Wert auf die Update-Fähigkeit seiner Software – nicht nur, um mit Betriebssystemen Schritt zu halten oder um IT-Sicherheitsrisiken zu begegnen. Vor allem weiß man aus eigener Erfahrung: Im verfahrenstechnischen Knowhow vieler Betriebe liegt deren größter immaterieller Wert verborgen. Oder wie es Bauer formuliert: „Der Schatz des Seefahrers sind seine Karten, der Schatz des Schreiners sind seine Programme für die CNC.“ Die Update-Fähigkeit von NC-HOPS bewahrt diesen Schatz.

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